Der Flug nach Bali war der schrecklichste, den ich auf der ganzen Reise hatte. Sieben Stunden auf einem Stuhl, ohne jegliches Entertainer-Programm. Und selbst für mich ist es anstrengend die ganze Zeit zu lesen. Da es ein Flug über den Tag war, konnte ich noch nicht einmal schlafen….
Bali war im ersten Moment ein kleiner Kultuschock. Der Verkehr kennt dort keine Regeln, außer, dass du tendenziell auf der linken Seite fahren solltest.Und es ist unglaublich warm und schwül. Nachdem ich in mein Hostel eingecheckt habe falle ich nach einer Dusche in mein Bett und schlafe fast sofort ein. Um sechs Uhr abends…
Beim Frühstück am nächsten Tag unterhalte ich mich mit einer netten Amerikanerin, die auch gestern in Kuta (Bali) angekommen ist und wir gehen zusammen die Stadt erkunden. Wir laufen durch die engen Straßen mit unendlich vielen kleinen Shops, man wird von allen Seiten angesprochen, ob man ein Taxi möchte oder etwas einkaufen will. Wir müssen die ganze Zeit aufpassen nicht von einem Roller überfahren zu werden. An fast jeder Ecke gibt es einen kleinen Haustempel mit Statuen und Dämonen davor und vor jeder Tür oder Einfahrt liegt ein kleinen Räucherschälchen mit Blumen und einer Kleinigkeit zu essen. Ich bemerke hier sehr schnell, dass ich die Westlich insperierten Länder verlassen habe. Wir besuchen den Strand und gehen in dem unglaublich warmen Wasser schwimmen. Das Meer ist nicht so klar wie ich das Von Fotos erwartet hatte und total überfüllt mit Surfanfängern und auf dem Strand wird man jeden Meter angesprochen, ob man nicht ein Surfboard leihen will oder direkt Surfstunden nimmt. Das nervt und beide etwas. Das Essen hier ist echt lecker! In den kleinen Warongs am Straßenrand gibt es Nasi Goreng (Gebratener Reis) und unglaublich leckere frisch gemixte Fruchtshakes. Als es immer später wird teile ich mir mit der Amerikanerin (Namen kann ich mir einfach nicht merken) ein Taxi zum Ulu Watu. Das ist ein Tempel direkt an den Klippen, wo man wunderbar den Sonnenuntergang beobachten kann. Auf dem Weg dorthin wird unser Taxi von einem Rollerfahrer touchiert. Der Fahrer steigt nur kurz aus um zu gucken ob sein Auto einen Kratzer abbekommen hat und lässt den Rollerfahrer zitternd am Straßenrand zurück. Ihm scheint nichts passiert zu sein, aber es muss trozdem ein Shock gewesen sein. Nach diesem Erlebnis beschließen wir hier in Kuta nicht Roller zu fahren! Im Tempel werden uns ein Sarong und eine Schärpe gereicht. Ein Sarong ist die tradizionelle Kleidung für das Gebet und soll aus Respekt vor den Göttern in heiligen Städten getragen werden. Die Tempelanlage ist bestimmt nicht die schönste auf Bali, aber der Sonnenuntergang ist echt wunderbar. Man muss besonders auf all seine persönlichen Gegenstände achten, da es hier überall Affen gibt, die es sich zur Eigenart gemacht haben, alles zu klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Babys sind unglaublich süß!
Am nächsten Morgen geht es für mich nach Ubud. Kuta war mir eindeutig zu voll und zu touristisch. Ubud gefällt mir schon viel besser! Es ist nicht so super touristisch, wie Kuta und die Atmosphäre hier gefällt mir einfach. Ich verbringe drei wunderschöne Tage hier. Mein erster Stop hier ist der Affenwald. In diesem Waldstück sind mehrere kleine Tempel und hunderte Affen. Man wird angeraten den Affen mit Respekt zu begegnen und auf seine Sachen aufzupassen. Die Affen sind heute sehr ruhig und ich kann sie in aller Ruhe Fotographieren.
Von der Besitzerin meines Hostels habe ich den Tipp bekommen einen Spaziergang durch die kleinen Reisterrassen direkt an der Stadt zu machen. Auf dem Weg dorthin komme ich an vielen kleinen Shops vorbei und auch hier werde ich von allen Seiten angequatsch, ob ich eine Massage/Maniküre/Taxi/Sarong etc. brauche. Diese Eigenart der Balinesen finde ich echt unangenehm. Dadurch ist es schwer einfach entpannt durch die Straßen zu ziehen, da man alle zwei Meter ein schnelles „No. Thank you.“ herausdrückt. Die Läden die es hier gibt gefallen mir schon viel besser als un Kuta. Es gibt viele schöne und vorallem außergewöhnliche Sachen für einen ziemlich guten Preis. Die Reistrassen sind nicht so von Touris überlaufen. Auf diesem Pfad gehen die Einheimischen Abends nach der Arbeit spazieren, Kinder rennen hoch und runter und Jugendliche treffen sich zum gemeinsam rumhängen. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Es gefällt mir so gut, dass ich immer weiter durch die Reisfelder laufe bis es fast dunkel wird und ich mich beeilen muss vor der Dunkelheit in der Stadt zu sein. Auf den Straßen ist noch viel los und ich komme ohne Probleme zu meinem Hostel, wo ich sofort schlafen gehe. Am nächsten Morgen wartet ein Vulkan auf mich!
Um halb zwei Nachts (!) klingelt mein Wecker und ich werde zu der Besteigung des Batur abgeholt. Die Gruppe besteht aus 10 Leuten. Es wird nicht viel geredet es ist eindeutig zu früh dafür. Nach einer Gebratenen Banane und einem Kaffee tauen so langsam alle auf. Am Fuße des Berges werden wir mit einer Taschenlampe und Esspacket augestattet und an zwei Guides übergeben. Mit den zwei Jungs geht es den Berg bergauf. Von untern sieht man nur die Schlange von leuchtenden Taschenlampen, die sich den Berg hochschlängelt. Zwei Stunden lang geht es fast nur bergauf. Für mich ist das kein Problem, doch beklagen sich mehrere und ich höre von ein paar Leuten, dich aufgegeben haben. In der Beschreibung der Tour stand nichts von einem Schwierigkeitsgrad, was für manche hier zum verfrühten Ende der Tour führt. Wir schaffen es gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang nach oben. Der Ausblick ist einfach toll! Das ganze Tal ist mit Nebel gefüllt und man kann den nächsten Vulkan und das Meer sehen. Bei der aufgehenden Sonne genießen wir unser Frühstück. Aus den Felsspalten auf den Gipfel quillt Dampf und der Sand ist schwarz von der Asche. Den Vulkan schlittern wir wieder runter durch den Sand und müssen danach erstmal alle unsere Schuhe ausleeren. Unten im Van müssen wir auf eine Frau warten, die irgendwo ihren Pass und das Geld verloren hat. Die Gruppe, zu der sie gehörte fährt schon weg und wir sollen auf sie warten. Na Danke! So langsam wird es warm und als die Frau ankommt wird sie von vielen ziemlich genervten Blicken empfangen, auch wenn sie ja eigentlich nichts dafür konnte. Wir kommen noch gerade pünktlich zum Frühstück mit super leckeren Banana-Pancakes im Hostel an. Mein komplettes Zeitgefühl ist durcheinander gekommen und ich fühle mich als wäre schon Nachmittag, obwohl es gerade mal 11 Uhr ist. Nach einem kurzen Nickerchen gehe ich zu einem Yogakurs für Anfänger. In dem Kurs geht es um die zusammenarbeit des Körpers und der Atmung. Es werden die ersten und wichtigsten Übungen gezeigt und ich lerne den Sonnengruß. Ich merke deutlich, dass ich seit 7 Monaten nur sehr wenig für meine Körperspannung gemacht habe. Das und die unglaublich stickige Hitze bringt alle Kursteilnehmer gehörig zum Schwitzen. Nach einer Dusche treffe ich mich mit Stuart und Becky. Die beiden habe ich auf der Wandertour am morgen kennengelernt und wir gehen zusammen in eine Poolbar und ich muss mir nochmal ins Gedächtnis rufen, dass Pool kein Schwimmbecken sondern Billiard ist. Danach schauen wir uns einen der traditionellen Feuertänze an. In einer der Tempelanlagen ist eine Bühne aufgebaut. Die Geschichte handelt von zwei Affenarmeen, Frauen, Magie und Intrigen. Das ganze ist von monotonen Gesängen und pompösen Gewändern und Affenmaken geprägt. Am Ende tanzt der Retter der Clans, der Feuervogel durch glühende Kokosnussschalen und versprüht Funken in alle Richtungen. Alles in allem sehr beeindruckend. Nach einem facettenreichen zwanzig Stundentag falle ich völlig erschöpft in mein Bett.
Der nächte Tag ist nicht weniger actionreich. Lena, die Besitzerin des Hostels hat mich und ein paar weitere Leute eingeladen eine Rollertour durch die Reisterassen zum großen Wassertempel zu machen. Zusammen mit Laura aus Lettland miete ich mir einen Roller. Das Problem: wir sind beide noch nie mit dem Roller gefahren! Ich erkläre mich bereit als erste zu fahren. Lena nimmt aus Rücksicht auf uns die kleineren Hintergassen damit wir uns nicht direkt in den total verrückten Verkehr stürzen müssen. Ich will ganz cool die erste Kurve nehmen und ganz selbstsicher zeigen, dass das ja gar nicht so schwer ist und liege prompt auf der Nase. Die Kurve war leider schärfer als gedacht und es ging auch noch bergab und so musste ich erfahren, dass man sich mit einem Roller nicht in die Kurven legen kann. Laura und mir ist nichts passiert, außer dass wir beide blaue Flecken am Knie haben. Danach beschließen wir, dass einer von uns erstmal bei Lena hintendrauf mitfährt, bis wir beide den Roller besser unter Kontrolle haben. Ich fange wieder an und ohne eine Zweite Person hintendrauf ist das deutlich einfacher! Es kommt zu keinem weiteren Sturz. Als wir tanken müssen halten wir an der coolsten Tankstelle, die ich je gesehen habe. Sie besteht aus einem Regal mit Vodkaflaschen in die jemand Benzin gefüllt hat. Nachdem wir aus Ubud heraus sind geht es durch Hügel und wunderschöne Reisterrassen. Ich muss mich konzentrieren auf die Straße zu gucken und nicht immer mit offenem Mund in alle Richtungen zu schauen. Hier gibt es riesige Läden mit tollen Möbeln und große Baumwurzeln auf die riesige blasenförmige Glaskugeln geschmolzen wurden. Das ganze sieht aus wir eingefrorene Tautropfen. Zu schade dass die Wurzeln nicht in meinen Rucksack passen. Ich hätte sofort eine mitgenommen! Das gleiche gilt für die wunderschönen, bunten Patchwork-Decken, die es auf unserem Weg überall zu kaufen gibt. In Tegalalang besuchen wir wunderschöne Reisterrassen, die aber leider schon die Touristisch sind, dass hier nur noch für die Besucher Reis angebaut wird und nicht mehr zum Verkauf. Danach geht es zum Anbau des Lumack-Kaffees. Der teuerste Kaffee der Welt! Die Kaffeebohnen müssen von Lumacks (katzenähnlichen Tieren) gefressen werden bevor der Kot aufgesammelt wird und die Bohnen geröstet werden. Wir machen eine kleine Führung in der uns der Kaffee- Anbau erklärt wird und später gibt es kleine Tässchen mit Proben von verschiedenen Kaffees und Tees. Manche unglaublich lecker, andere eher nicht so mein Fall. Lena führt uns danach noch zu Reisterrassen, die noch bestellt werden und wir laufen mit ihr durch die Felder und sie erzählt uns noch viel zum Reisanbau. An einem kleinen Kiosk machen wir eine Pause und Lena gibt uns balinesische Snacks zum Probieren. Die gebratenen Sojabohnen sind echt lecker, aber bei dem frittierten Mageninhalt von Enten muss ich dann doch passen. Das ganze schmeckt genau so wie es sich anhört! Als wir auf dem Rückweg zu unseren Rollern sind laufen wir durch ein balinesisches Dorf und Lena erzählt mir etwas über das Leben und die Sitten hier. Zum Beispiel muss jedes Haus eine kleine Tempelanlage haben, weswegen es für mich so aussieht als würden wir durch eine einzige große Tempelanlage laufen. Außerdem ist es üblich dass eingeheiratete Frauen zu ihren Männern ziehen. Für jeden Sohn gibt es auf dem Grundstück einer balinesischen Familie ein kleines Haus. Sowas wie umziehen gibt es hier nicht. Auf jeden Fall nicht in den ländlicheren Gegenden. Balinesen reisen auch sehr selten. Erstmal sind die meisten sehr arm und zweitens dürfen die Haustempel nicht allein gelassen werden. Sie müssen regelmäßig, fast täglich, gepflegt werden, was das Reisen so gut wie unmöglich macht. Jetzt führt uns der Weg zum Wassertempel Pura Tirta Empul. Hier gibt es eine heilige Wasserquelle in der man seine Seele reinwaschen kann. Leider ist heute Vollmond und alle gläubigen Balinesen aus Ubud und Umgebung besuchen den Tempel und dann findet auch noch ein Lauf für Jederman von Tempel zu Tempel statt. Das bedeutet totales Chaos auf dn Straßen. Ich sitze zum Glück bei Lena hinten drauf, aber ich glaube Laura, die gerade zum ersten Mal Roller fährt wird nie wieder fahren! Der Tempel ist total überfüllt, weswegen wir es nicht schaffen auch noch eine reinigende Waschung durchzuführen. Wir gucken uns stattdessen nur die Tempelanlagen an. Natürlich in den Traditionellen Sarong gekleidet. Nach diesen Tag brauchen wir alle eine Abkühlung und Lena erklärt uns den Weg zu den Wasserfällen in denen man schwimmen kann. Es ist toll hier und es tut so unglaublich gut! Lena ist schon vorgefahren um ein Essen für alle Leute im Hostel vorzubereiten. Es ist unglaublich lecker und super nett von Lena allen so ein tolles Essen zu kochen. Ein rundum gelungener Tag!
Meine Zeit in Ubud geht vorbei und ich habe mir einen Shuttle zu der kleinen Insel Gili Air gebucht, wo ich drei weitere Tage verbringen werde.
Gili Air ist eine kleine ruhige Insel ohne Autos. Wenn du ein Taxi brauchst gibt es Pferdekutschen und ein paar der Einheimischen besitzen Elektro-Roller. In meinem Hostel treffe ich durch Zufall Stuart und Becky wieder. Wir gehen Abends über die Insel und setzen uns in eine kleine Bar mit Live-Musik am Strand. Auf dem Rückweg tritt Becky fast in eine orange-schwarz-gestreifte Wasserschlange, die sich in den Algen am Ufer versteckt. Sie verschwindet schnell aus dem Lichtkreis unserer Taschenlampen. Ein Glück! Die sah giftig aus!
Beim Frühstück am nächsten morgen fragt jemand in die Runde, ob irgendwer mit schwimmen kommen möchte. Und so gehe ich mit 6 weiteren Leuten an den Strand um zum ersten Mal in meinem Leben zu schnorcheln. Ich bin überwältigt!!! Das Wasser ist unglaublich klar und warm. Nur ein paar Meter vom Ufer entfernt erstreckt sich eine tolle Korallenlandschaft mit großen blauen Seesternen, bunten Fischen und leuchtenden Korallen. Durch das Sonnenlicht das im Meer gebrochen wird strahlt alles in fast unnatürlichen Farben! Und dann das Highlight: zwei Schildkröten schwimmen unter mir her und grasen den Meeresboden ab! Sie lassen sich nicht von mir und zwei anderen Schnorchlern stören sondern gleiten seelenruhig durch das Wasser. Als die eine Schildkröte zum Atmen auftaucht schwimmt sie in einer Entfernung von einem halben Meter an mir vorbei! Das war eines meiner persönlichen Highlights auf meiner ganzen Reise! Nach zwei Stunden treffe ich mich mit den anderen wieder am Strand auch sie haben Schildkröten gesehen und waren ähnlich überwältigt. Zum Sonnenuntergang trommeln wir ein paar Leute zusammen und gehen am Strand Essen und Cocktails trinken.
Meinen zweiten kompletten Tag auf Gili Air verbringe ich damit mit den anderen die Insel zu erkunden und sie komplett einmal zu umrunden. Die Strände, die man immer wieder auf Fotos sieht, sind zwar strahlend weiß, aber nicht von Sand sondern von Korallen. Sieht toll aus ist aber unglaublich unbequem, wenn man sich mal hinlegen will. Es leben nicht viele Menschen auf dieser Insel. Die Häuser sind sehr einfach und viele leben von dem Tourismus. Eine anderes Arbeitsfeld gibt es nicht wirklich. Die Menschen hier leben sehr einfach. Sie besitzen nicht viel und sind einfach zufrieden mit dem was sie haben. Leider achten sie nicht so auf die Umwelt und Natur, wie sie es vielleicht tun sollten um all das Leben im Meer und den Riffen zu schützen. Im Hafen ist das Wasser sehr trüb und überall schwimmt Müll in den Wellen. Nur ein paar hundert Meter weiter beginnt das Riff in dem ich die Schildkröten getroffen habe und wenn es weiterhin solche Erlebnisse geben soll, dann müssen die Menschen ihren Umgang mit dem Meer ändern!
Das Gili Air eine sehr kleine Insel ist müssen wir alle erfahren, als alle(!) Geldautomaten auf der ganzen Insel nicht funktionieren. So langsam wird bei uns allen das Bargeld knapp. Und so halten wir den ganzen Tag die Augen nach Geldautomaten offen. Als wir einen Freund aus dem Hostel treffen, der uns erzählt er habe gerade einen ATM gefunden der funktioniert, laufen wir sofort in diese Richtung. Wir kommen nach nur 4 min dort an und der Geldautomat funktioniert schon wieder nicht… Außer Shar hat keiner heute Bargeld auf dieser Insel bekommen.
Zum Sonnenuntergang treffen wir uns wieder mit einer großen Truppe am westlichen Strand. Es gibt ein wunderbaren Farbspiel. Es ist Ebbe und der Himmel spiegelt sich in dem Wasser, das in der Bucht zurückgeblieben ist. An diesem Abend schränkt sich die Auswahl der Restaurants die wir besuchen können deutlich ein, da nur die Hälfte der Leute genug Bargeld hat um sich Essen zu kaufen, brauchen wir ein Restaurant mit Kartenzahlung. Am Ende finden wir ein mexikanisches Restaurant mit tollen Cocktails, wir sitzen noch lange zusammen und genießen das Backpacker-Leben.
Mir bleiben nur noch drei Tage auf Bali und ich habe irgendwie keinen Plan was ich machen soll. Mein ursprünglicher Plan war es surfen zu gehen, aber die Surfbedingungen in den nächsten Tagen sollen nicht so gut sein und ich habe Angst mir die Haut von den Knochen zu schürfen, wenn ich an den korallenbesetzten Stränden stürze. Angelika, die ich auf Gili Air kennen gelernt habe, hat mir den Tipp gegeben nach Amed, ein kleines Fischerdorf zu fahren. Und in Ermanglung anderer Pläne tue ich das auch.
In Amed gibt es nur ein Hostel. Hier finden hauptsächlich Tauchkurse für Anfänger und Fortgeschrittene statt. Abends gehe ich an den Stand. Es handelt sich um einen scharzen Sandstrand und wenn man sich umdreht hat man eine wunderschöne Sicht auf einen perfekten Vulkankegel. Am Wasser sind viele Leute unterwegs: Kinder, die Boote in den Wellen schwimmen lassen, Erwachsene, die sich entspannt unterhalten und Jugendliche, die sich zum Sport machen treffen. Ich werde von ein paar indonesischen Jungs angesprochen und zu einem Sit-Up-Duell herausgefordert. So ein Duell kann ich doch nicht ausschlagen und überrasche sie, da ich durchaus mit ihnen mithalten kann. Lachend unterhalten wir uns dann etwas, bis ich Hunger kriege und mich von ihnen Verabschiede.
Am nächsten morgen gucke ich neidisch den anderen Leuten im Hstel zu, wie sie ihre Sachen packen und zum tauchen aufbrechen und entscheide ganz spontan das auch mal zu versuchen. Eine Stunde später packe ich alles zusammen und ich fahre mit meinem Tauchcoach und drei anderen Leuten, die gerade ihren Tauchschein machen zum Strand. In einem kleinen Taucherrestaurant bekommen wir unsere Gasflaschen und Shane, der Tauchcoach, erklärt mir die wichtigsten Handzeichen, mit denen sich Taucher unter Wasser verständigen und gegenseitig zu warnen, und was sonst noch wichtig ist, wie niemals, aber wirklich niemals aufzuhören zu Atmen und nach jedem Meter einen Druckausgleich für die Ohren durchzuführen.
Wir fangen im flachen Wasser an und ich habe Zeit mich erstmal daran gewöhnen durch den Schlauch zu Atmen. In einem Meter Tiefe machen wir dann ein paar Sicherheitsübungen, wie das Mundstück wegnehmen und alleine wieder einfangen und ähnliches. Als ich das alles gut genug kann geht es ab in die Tiefe. Mein Coach kümmert sich um alles was mit Technik, Druckmesser und ähnlichem zusammenhängt. Das Meer ist echt beeindruckend. Für die Taucher wurden hier Statuen aufgestellt an denen sich Korallen gesammelt haben. Es ist wunderschön. Überall gibt es bunte Fische und leuchtende Korallen. Wir sehen Seegurken in bunten Farben und rot-gestreifte Feuerfische. Am Anfang bin ich noch viel mit dem Atmen und dem Druckausgleich beschäftigt. Erst gegen Ende fange ich an, das ganze richtig zu genießen. Nach viel zu kurzer Zeit geht es schon wieder nach oben. Wir waren 16 Meter tief! Das habe ich gar nicht gemerkt. Wir essen zu Mittag und der Coach erzählt mir von seinem Leben, das er in Spanien aufgewachsen ist und als Tauchlehrer seit ein paar Jahren um den ganzen Globus reist.
Nachmittags gehen wir nochmal in die Tiefe. Diesmal an einen anderen Platz, auch direkt am Strand. Diesmal ist es ein natürliches Riff und wir sehen noch mal andere Fische, Seesterne und Korallen. In Worten lässt sich das ganze schwer beschreiben. Nach diesen zwei Tauchgängen bin ich total erledigt und wir fahren zurück zum Hostel. Es war ein toller Tag. Leider habe ich wohl nicht immer richtig den Druckausgleich durchgeführt und bekomme immer stärkere Ohrenschmerzen. Ich möchte eigentlich mit ein paar anderen Leuten nach Amed und dort essen gehen, aber die Schmerzen schlagen mir etwas auf den Magen und anstatt in ein Restaurant gehe ich an einen Straßenstand und kaufe mir eine Zwiebel und eine Drachenfrucht. Die Zwiebel schneide ich und binde sie mir in eine Platiktüte gewickelt mit einem Verband an das schmerzende Ohr und die Drachenfrucht esse ich als Abendessen. So eine geile Drachenfrucht habe ich noch nie gegessen. An dem Abend stinke ich leider das ganze Zimmer mit meiner Zwiebel zu und das tut mir furchtbar leid, aber ich möchte auch nicht riskieren in 1 1/2 Tagen mit Ohrenschmerzen in ein Flugzeug steigen zu müssen. Der Gestank hat sich gelohnt. Morgens sind die Schmerzen weg und ich reiße alle Fenster auf um den Geruch wieder wegzukriegen.
Ich muss irgendwie zurück nach Kuta kommen. Dafür muss ich in Amed den Shuttle Bus nehmen, aber das Hostel ist zu weit weg um den Weg zu laufen und eine Mitarbeiterin aus dem Hostel bietet an mich mit dem Roller hin zu bringen. Und so ende ich mit meinem 18 Kilo Rucksack auf dem hinteren Sitz des Rollers und meine einzigen Gedanken auf der für mich ewig dauernden Fahrt sind: Nicht runterfallen! Spann den Bauch an! Klammer dich nicht zu fest an deine Fahrerin, sonst kann die nicht mehr atmen! Spann den Bauch an!
Ich bin unendlich froh den Rucksack endlich wieder ansetzten zu können. und mich in einen kleinen stickigen Bus ohne Klimaanlage setzten zu können. Deine Prioritäten ändern sich rasend schnell, wenn du mit wenig Geld und riesen Rucksack reist. Wenn ich das nächste Mal reise nehme ich nur ein zehntel dessen mit, was ich diesmal dabei hatte! In dem Bus treffe ich einen jungen Mann, der schon sein ganzes Leben taucht und schon im frühen Kindesalter mit Gastanks unterwegs war. Es ist echt cool und beeindruckend, wenn Menschen so eine starke Faszination für etwas empfinden, dass sie ihr komplettes Leben nach diesem Hobby auslegen und schon mit gerade 20 (geschätztes Alter) die ganze Welt bereist haben.
In Kuta bemerke ich, dass ich den Zettel auf dem die Adresse und der Name von meinem Hostel drauf stand irgendwo verloren habe. Zum Glück kann mir ein anderer Mitreisender aushelfen und leiht mir kurz sein Handy, damit ich den Weg raussuchen kann. In Kuta steife ich nochmal durch die Gassen und kaufe letzte Mitbringsel und Kleidung für den Eigenbedarf ein, die in Deutschland gar nicht oder nie für diesen Preis finden würde. Am nächsten morgen muss ich um halb sechs aufstehen um zum Flughafen zu fahren. Leider fährt um diese Zeit kaum ein Taxi rum und ich bin froh, dass nach 10 min doch eins vorbeikommt. Echt erstaunlich in einer Stadt in der sich Autos sonst gerade mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h durch die Gassen schlängeln, da so viele Leute und vor allem Roller unterwegs sind.